Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm Schule und Weiterbildung |
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Antragsteller*in: | Leon (KV Münster) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 24.04.2020, 16:39 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A1NEU: Schule und Weiterbildung
Text
Bildung hat immer die Aufgabe, Menschen ein freies, erfolgreiches und erfülltes,
sicheres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und zur gesellschaftlichen
Teilhabe zu befähigen. Dieser Bildungsauftrag gilt auch bei sich verändernden
Rahmenbedingungen. Dazu gehören in der heutigen Zeit vor allem die
Digitalisierung, die Idee des lebenslangen Lernens sowie der Ruf nach einem
gerechteren und inklusiveren Bildungssystem.
Als Stadt der Wissenschaft und Bildung muss Münster auf die gesellschaftlichen
und wirtschaftlichen Veränderungen reagieren und eine Schul- und
Bildungslandschaft vorhalten, die dem Bildungsauftrag jetzt und in Zukunft
gerecht wird.
Für alle und zeitgemäß: Schulen in Münster
Die Schullandschaft hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt – auch in
Münster. Trotz der Rückkehr zu G9 an den Gymnasien ist die Nachfrage nach
Gesamtschulplätzen ungebrochen hoch und übersteigt Jahr für Jahr das vorhandene
Angebot. Gleichzeitig sind die Anmeldezahlen an Haupt- und Förderschulen
zurückgegangen. GRÜNE erkennen darin einen klaren Trend: Eltern und Kinder
wünschen sich mehr Schulen des längeren gemeinsamen Lernens in Münster. Die
Schaffung weiterer Gesamtschulen hat daher oberste Priorität verdient – sei es
durch die Umwandlung bestehender Schulen oder den Bau neuer Gesamtschulen.Der
Standort der Sekundarschule Roxel bietet sich hierfür an. GRÜNE befürworten eine
dortige Einrichtung einer dritten städtischen Gesamtschule, legen sich aber
nicht ausschließlich auf diesen Ort fest.
Seit der Einführung des Ganztages verbringen Schüler*innen deutlich mehr Zeit in
den Schulen. Damit sind Schulen nicht mehr nur Lernort, sondern auch Lebensraum
für Kinder und Jugendliche geworden. Eine Mensa mit Aufenthaltsqualität, in der
Schüler*innen entspannt essen können und Räume, in denen sie in Ruhe arbeiten
und lernen können, gehören genauso zur Grundausstattung einer Schule des 21.
Jahrhunderts wie attraktive Freizeitmöglichkeiten. Eine Schule muss ihren
Schüler*innen auch das Spielen, Erholen und Sport treiben im Grünen oder eine
Pause mit Freund*innen in der Schulcafeteria bieten können.
Bei Bau- oder größeren Umbaumaßnahmen in Schulen sollen zukünftig die Interessen
der Schulen und der dort Arbeitenden mehr Gehör finden. Dazu gehört neben einer
Beteiligung von Beginn an auch eine Zusammenarbeit zwischen Stadt und Schule auf
Augenhöhe. Die Vorteile eines solchen Planungsprozesses: Eine bessere
Kalkulation der Kosten und damit Vermeidung von sonst anfallenden
Kostenerhöhungen sowie Gebäude, die baulich den Ansprüchen und Wünschen der
Schulen und ihren Schulkonzepten entsprechen.
Das Schlagwort Digitalisierung kann nicht außen vor gelassen werden, wenn über
die Schule der Zukunft nachgedacht wird. Digital gut ausgestattete Schulen
erleichtern Lehrkräften und Schüler*innen nicht nur den Schulalltag,sondern
bereiten – richtig umgesetzt – junge Menschen auf das Leben in einer immer
digitalisierteren Welt vor. Voraussetzung dafür ist eine digitale
Grundausstattung an allen Schulen für Schüler*innen, Fortbildungsmöglichkeiten
für Lehrkräfte sowie Fachkräfte, die für die Wartung und Pflege der EDV
Ausstattung zuständig sind. Des Weiteren sollen Schulen selbst entscheiden, wie
sie darüber hinaus ihren Schüler*innen Medienkompetenzen bestmöglich vermitteln
können. Ob Tablets für alle an der Schule oder interaktive Whiteboards in allen
Räumen – GRÜNE werden die Schulen in Münster bei der Umsetzung ihres
Medienkonzeptes unterstützen.
Was GRÜNE bisher erreicht haben:
- Schaffung weiterer Gesamtschulplätze durch den Bau einer zweiten städtischen
Gesamtschule, der Mathilde-Anneke-Gesamtschule, in Holzbauweise
- Bau- und Sanierungsprogramme für die Schulen in Münster im Umfang von über 200
Millionen Euro beschlossen
- Umsetzung und Weiterentwicklung des Medienentwicklungsplans sowie
Unterstützung der Berufskollegs bei der Digitalisierung
Was GRÜNE noch erreichen wollen:
- kurzfristig die Schaffung weiterer Gesamtschulplätze mit dem langfristigen
Ziel, in jedem Stadtbezirk wohnortnah das Angebot einer Gesamtschule vorhalten
zu können
- die PRIMUS Schule als Schule des längeren gemeinsamen Lernens auch über ihre
Modellzeit hinaus erhalten
- aktuelle Raumkapazitäten der Schulen erfassen und bedarfsgerecht ausbauen
- Mensen in den Ganztagsschulen mit einem regionalen, saisonalen, bezahlbaren
Bio-Angebot und moderne Sanitäranlagen in allen Schulen
- Sanierungsprogramm für Schulhöfe, die den Bewohner*innen eines Quartiers auch
über die Schulunterrichtszeit hinaus zur Verfügung stehen
- die „Phase Null“[kurze Erklärung noch einfügen] für alle größeren
Schulbaumaßnahmen einführen
- neben einer digitalen Grundausstattung wie WLAN, digitalen Arbeitsplätzen für
Lehrer*innen und Fachkräfte für Digitalisierungsfragen in Bildungseinrichtungen,
sollen Schulen bei der Umsetzung ihres Medienkonzeptes finanziell
Gerecht und demokratisch: Bildung in Münster
Schulen müssen auf konkrete Lern- und Lebensbedingungen der Kinder eingehen,
unterschiedliche Bildungschancen ausgleichen und die Potentiale jedes einzelnen
Kindes fördern. Damit das gelingen kann, müssen Ressourcen zielgenauer dort
ankommen, wo sie besonders gebraucht werden. Ein schulscharfer Sozialindex,
basierend auf einem Sozial- und Bildungsmonitoring, garantiert genau das. Weil
jedes Kind anders und jede Schule anders ist, richtet Münster seine Schul-und
Bildungspolitik nach dem Grundsatz „Ungleiches ungleich behandeln“ aus und
schafft damit echte Bildungsgerechtigkeit.
Gut qualifizierte Fachkräfte und klar zugeschnittene Zuständigkeiten sind
Erfolgsgaranten für ein gerechtes Bildungssystem. Multiprofessionelle Teams –
von der Hausaufgabenbetreuung über Schulsozialarbeit bis hin zur
schulpsychologischen Beratung – gehören in jede Schule. Gestützt durch
Kooperations- und Netzwerkstrukturen aus verschiedenen Akteur*innen im
Sozialraum der Schule, ist das Ziel zu gewährleisten, dass Benachteiligungen
nicht nur in der Schule selbst abgebaut werden, sondern auch in und mit den
Familien benachteiligter Schüler*innen. Dabei werden auch Bildungsstrukturen für
Kinder und Jugendliche unterstützt, die sich in besonders herausfordernden
Lebensphasen befinden.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Schulformen wie die Hauptschule oder die
Sekundarschule kaum noch angewählt werden. Auch in Münster hat diese Entwicklung
zu einigen Schulschließungen geführt. Die Schüler*innen der verbliebenen
Hauptschulen haben deshalb aber nicht weniger Unterstützung verdient, sondern
mehr, damit auch sie die Schule nicht ohne Perspektive verlassen. Ein
dauerhafter Zustand kann dies allerdings nicht sein. Denn zum einen werden
dadurch Probleme auf die Schultern einiger weniger Schulen verteilt und zum
anderen widerspricht es dem Gedanken eines gerechten Bildungssystems, in dem
jedes Kind die gleichen Chancen hat.
Schulen übernehmen mehr Verantwortung für ihre Arbeit, wenn ihnen größere
Entscheidungsspielräume zugestanden werden. Als Schulträger kann die Stadt den
Schulen insbesondere finanzielle Spielräume gewähren. Voraussetzung dafür ist,
dass an den Schulen nicht einzelne Akteur*innen Entscheidungen treffen, sondern
Entscheidungen gemeinschaftlich in der Schulkonferenz getroffen werden. Das
stärkt die Identifikation aller mit ihrer Schule und fördert ein Verständnis von
Demokratie. Angesichts der politischen Weltlage und wachsender
Menschenfeindlichkeit ist politische Bildung und Demokratiebildung besonders
wichtig. Daher erfahren Schulen auch in diesem Bereich Unterstützung, und
Projekte wie der Schüler*innenhaushalt werden ausgebaut.
Was GRÜNE bisher erreicht haben:
- 12 neue Stellen Schulsozialarbeit in den letzten beiden Jahren und eine
indikatorengestützte Verteilung der Fachkräfte
- Einführung des Schüler*innenhaushalts
Was GRÜNE noch erreichen wollen:
- Verteilung von Ressourcen anhand eines schulscharfen Sozialindexes
- multiprofessionelle Teams an den Schulen mit den Qualifikationen der
Fachkräfte, entsprechenden Zuständigkeiten sowie die Schulsozialarbeit an den
Schulen weiter ausbauen
- (mehr) am Sozialraum orientierte Netzwerkstrukturen bestehend aus Jugendhilfe,
Kitas, Schulen, Gesundheitsbereich, Familienberatung, Sozialamt, Jobcenter und
Zivilgesellschaft, um passgenaue Angebote zu schaffen
- Perspektiven für die Standorte der verbliebenen Hauptschulen entwickeln
- zusätzliche Gelder, die Schulen dabei unterstützen, ihre individuellen
Konzepte umzusetzen und den Schüler*innenhaushalt auszuweiten
Lebensbegleitend und angesehen: Weiterbildung in Münster
Neben der frühkindlichen Bildung und Schule, der Ausbildung oder dem Studium
stellt die Weiterbildung eine weitere Säule in unserem Bildungssystem dar. Erst
das lebensbegleitende Lernen ermöglicht es, die eigenen Potenziale voll zu
entfalten und zu entwickeln. Außerdem bietet Weiterbildung die Chance,
Bildungszugänge für Menschen zu erschließen, die in den klassischen
Bildungseinrichtungen bislang keinen Anschluss fanden. Die VHS und das
Weiterbildungskolleg leisten gemeinsam mit den Familienbildungsstätten und
Bildungswerken verschiedener Träger einen immensen Beitrag, dem
Selbstverständnis einer Stadt der Wissenschaft und Bildung gerecht zu werden.
Damit die VHS ihren Beitrag auch in Zukunft leisten kann, hat sie eine
zeitgemäße Ausstattung und moderne, barrierefreie Räumlichkeiten mit
Aufenthaltsqualität verdient. Mit der Sanierung und den Umbaumaßnahmen am
jetzigen Standort, dem Aegidiimarkt, wird die VHS den Ansprüchen einer
zeitgemäßen Bildungseinrichtung gerecht. Um die VHS in der Stadtgesellschaft
noch stärker zu verankern und politische Bildung sowie Demokratiebildung zu
fördern, braucht es einen angemessenen Ort in Münster, der dies ermöglicht. Ein
„Forum der Demokratie“, wo Veranstaltungen, Ausstellungen und Begegnungen
stattfinden können, bietet Münsteraner*innen die Möglichkeit, sich
auszutauschen, zu diskutieren und weiterzubilden.Weiterbildung findet in Münster
aber nicht nur an der VHS statt. Viele freie Träger wie zum Beispiel das Haus
der Familie oder das Bennohaus stellen wichtige Bestandteile einer ganzheilichen
Weiterbildungslandschaft dar. Wir GRÜNe stehen für eine weitere Verzahung der
Angebotsstrukturen.
Die Stadtbibliothek ist schon lange mehr als nur noch Bücherregal und -verleih.
Längst hat sie ihr klassisches Angebot um digitale Angebote erweitert und ist
für viele Münsteraner*innen inzwischen eine Einrichtung, die Möglichkeiten der
Begegnung und des Austausches schafft. Die Stadt wird ihre Bibliothek
bestmöglich darin unterstützen, auch in Zukunft Antworten auf gesellschaftliche
Veränderungen zu finden, damit sie weiterhin als Ort der Bildung, der
Informationsversorgung sowie als Kultur- und Freizeiteinrichtung in der
Stadtgesellschaft wahrgenommen wird.
Was GRÜNE bisher erreicht haben:
- die Sanierung der VHS auf den Weg gebracht
Was GRÜNE noch erreichen wollen:
- die Weiterbildung in Münster stärker in den Fokus rücken und mit einem genauen
Bildungs-Budgeting die Verteilung von finanziellen Mitteln transparenter machen
- ein „Forum der Demokratie“, das u.a. der VHS als Veranstaltungsort dient und
politische Bildung und Demokratiebildung in der Stadt fördern soll
(- die Stadtbibliothek digitalisieren)
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